Saiten im Dialog 16.06.2003 aus Erdinger SZ - WOLFGANG BAUER
Luis Borda, Jost
Hecker und Roman Bunka in Kalling
Kalling - Seit Jahren ist die Schlosskapelle ein Auftrittsort von
"Weltmusikern" und weltbekannten Musikern. Der Gitarrist und
Komponist Luis Borda gehört dazu. Zum ersten Mal trat er zusammen mit Roman
Bunka , Oudspieler und Komponist, auf. Der Dritte im Bunde war Jost Hecker,
einer der Gründer des Modern String Quartet aus München. Keiner der drei
versuchte, seine musikalische Herkunft zu verschleiern. Im Gegenteil, die
Eigenheiten der arabischen Musik oder des "Tango nuevo" erfrischten
die Kompositionen und Bearbeitungen.
Dass hier Komponisten und Arrangeure am Werk waren, war deutlich
zu spüren. Durchkomponierte Passagen wechselten sich mir freier Improvisation
ab. Exakte Übergänge und perfekte parallele Läufe zeigten, wie gut sich das
Trio versteht, wobei die drei immer sehr achtsam miteinander umgingen: Wenn
einer oder sein Instrument noch mehr zu sagen hatte, hielten sich die Begleiter
zurück. So konnte Roman Bunka oft aus dem gesamten Tonumfang seiner Laute
schöpfen und die Begrenzung des westlichen Tonsystems sprengen.
Doch immer wieder suchten die Musiker den Dialog. Bescheiden hielt
sich Luis Borda im ersten Konzertteil zurück, unterstützte mit Harmonie und
Rhythmus, passte sich immer wieder an, setzte aber auch wesentliche Akzente.
Obwohl seine Gitarre elektrisch verstärkte, war es nicht zu verkennen, dass er
ein Meister des Anschlags und der Tonformung ist. Beides verbunden mit einer
verblüffenden Leichtigkeit. Selbst perkussivem Anschlag entlockte er noch Klang
und Melodie. Tangos und Milongas spielte er dann nach der Pause im Duo mit Jost
Hecker, dessen impulsives Spiel ein interessanter Gegenpol war.
Doch noch ein Vollmondfest
Beim Finale waren wieder alle drei Musiker vereint. Reine
Spielfreude und die offenbare Gunst eines schon zur Pause begeisterten
Publikums, darunter als Prominenter Zuhörer Mohamed Mounir, der Star der
ägyptischen Popszene, beflügelte das Trio weiter. Mit einfallsreichen
Perkussionseinlagen hellten sie die teilweise etwas düsteren Tangoklänge auf.
Mit "Milonga de Alexandria" beendeten sie das für die Spieler
zweifellos anstrengende Programm. Nach tosendem Applaus und lauten Bravorufen
gab es noch zwei nicht minder virtuose und spritzige Zugaben.
Ebenfalls virtuos ging es anschließend auf dem Parkett im Schloss
zu: Es wurde ehrgeizig und innig Tango getanzt. Und auch die Gewitterwolken
hatten sich verzogen, so dass aus dem Spätprogramm doch noch das angekündigte
Vollmondfest wurde.